Ethik und HR – ein Widerspruch?

Ethik ist cool und klingt toll. Ethische Richtlinien, an die sich Unternehmen angeblich halten, werden mehr. Doch nur weil es auf der Website schön klingende Sätze gibt,  heißt das noch lange nicht, dass Unternehmen ihren sozialen Verantwortungen auch nachkommen. (Im folgenden lesen Sie Auszüge aus einem Interview in TRAiNiNG 07/2015. Das ganze Interview steht unten zum Download bereit).

  

Herbert Strobl (Inhaber coaching & consulting mit system):

sieht Ressource als etwas Wertvolles an: »Martin Heidegger sagte ›Sprache ist das Haus des Seins‹ und meint damit die Wechselwirkung zwischen Sprache und wie wir auf das Leben schauen. Für mich ist eine ›Ressource‹ schon per definitionem etwas Wertvolles, weil daraus etwas entstehen kann bzw. etwas ermöglicht wird. So sollte man auch auf den Begriff Human Resource schauen, und zwar jenseits aller ideologisch eingefärbten Diskussionen. Der ›Inhalt‹, also wie wir mit Mitarbeitern umgehen, ist wesentlich entscheidender als die ›Verpackung‹, sprich allfällige sprachliche Ziselierungen. Darüber hinaus ist Human Resource ein etablierter Begriff. Da muss sich erst eine bessere Bezeichnung finden, die die gleichen an sich wertneutralen  Möglichkeiten bietet. Wenn ich da an so einige Worthülsen im Genderumfeld denke, kommt bei mir der Gedanke auf, dass man es nur ›verschlimmbessern‹ würde.«

 

Herbert Strobl ergänzt: »Die letzten Jahre kann man wohl immer noch als Nachwehen der großen Finanzkrise 2008 ansehen. Da hat es in einigen Wirtschaftsbereichen große Verwerfungen

im Vergleich zu früher gegeben und das hat den Bogen zwischen ökonomischer Effizienz und sozialer Effizienz stark angespannt. Nehmen wir zum Beispiel den ganzen Bereich der Banken:

Diese Branche ist massiv und sehr schnell unter Druck geraten – von der Imageseite bis hin zur Kostenseite. Zusätzlich treffen gerade in der Finanzwirtschaft junge Mitarbeiter der Generation

Y auf Mitarbeiter, die das ›Definitivum‹ haben, also damit quasi-pragmatisiert sind. Personalmanagement ist unter diesen Umständen eine echte Gratwanderung, die ethisch nicht

ganz einfach ist.«

 

 

Herbert Strobl: »Entscheidend ist wohl in erster Linie die Haltung, mit der man im Management

der Ressource Mensch begegnet. Vor diesem Hintergrund klärt sich das Thema fast von allein. Das eigene Gewissen sollte auch im Internetzeitalter nicht verkümmern.«

 

Herbert Strobl: »›Glückliche Kühe geben mehr Milch‹, heißt es leicht ironischen in einem Spruch aus der Organisationsentwicklung. Da steckt aber jedenfalls ein wahrer Kern drinnen. Geht es den Mitarbeitern gut, profitiert davon auch das Unternehmen, zumindest mittel- bis langfristig. Wir reden hier vom weiten Feld der Unternehmenskultur. Ein Forschungsbericht des deutschen Ministeriums für Arbeit & Soziales aus dem Jahr 2004 kommt auf eine Korrelation von über 85 % zwischen Engagement der Mitarbeiter und Unternehmenskultur. Es versteht sich wohl von selbst, dass jedes langfristig orientierte Unternehmen gerne engagierte Mitarbeiter möchte. So gesehen ist dieses Dilemma vielleicht gar nicht so groß?« Ethik ist ein Gesamtkonzept, es muss sich in den Köpfen der Führungskräfte und der Mitarbeiter wiederfinden und sich konkret in Taten manifestieren.

 

Herbert Strobl: »Jede Trennung bedeutet einen entscheidenden Einschnitt im Leben eines Mitarbeiters. Wenn es aber zu einer Trennung kommen muss, plädiere ich jedenfalls für  wertschätzende Klarheit. Was ich damit meine ist, dass jeder Mitarbeiter ein Anrecht haben sollte,

ehestmöglich über seine Situation informiert zu werden. Ohne unwürdiges ›Herumeiern‹ und möglichst noch bevor Gerüchte die erste Informationsquelle darstellen. Darüber hinaus geht es auch darum, respektvoll mit der Person umzugehen, auch wenn die Situation meist als sehr unangenehm empfunden wird.«

 

Interview in TRAiNiNG Report(+)PLUS 07/2015

 

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Ethik und HR - ein Widerspruch?
Im Interview mit TRAiNiNG 07/2015
Ethik & HR_TRAiNiNG Nov. 2015.pdf
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